10. Oktober 2009 Von admin

Filmrezension „Die Päpstin“

In opulenten Bildern wird die Geschichte von Johanna, die angeblich als erste (und einzige?) Frau in der Geschichte der Kirche im 9.Jahrhundert zum „Papst“ (in Wirklichkeit war sie ja Päpstin) gewählt wurde, erzählt.
Ihr Name wurde laut Überlieferung aus sämtlichen Annalen und Erzählungen der römisch-katholischen Kirche und des Vatikans entfernt und noch heute klafft sozusagen in diesem vergangenen Jahrhundert ein Loch in der Geschichte der Reihenfolge der Päpste.

Diese hochintelligente Frau hatte es in einer ausgesprochen frauenfeindlichen Umgebung bereits als kleines Mädchen sehr schwer. Ein despotischer, religionsbesessener, um nicht zu sagen verrückter Vater tyrannisierte die ganze Familie, vor allem Johanna und ihre Mutter.

Ihre Brüder wurden zwar vom Vater bevorzugt, aber auch diese hatten sich dem Willen des Familienoberhauptes bedingungslos unterzuordnen. Ihnen zuliebe war er sogar zu Betrug und anderen Dingen imstande, um sie im Leben in Positionen zu bringen, denen sie nicht gewachsen waren (was der Vater allerdings nicht wahrhaben wollte).

Sehenswert auch die Szene, als Johannas Vater in alten Jahren nochmals auf sie trifft. Es scheint hier dann doch so etwas wie Gerechtigkeit zu geben.

Viele Film-Szenen sind beklemmend und auch blutrünstig – speziell wenn es um die Unterdrückung der Frauen, um Räuber in der damaligen Zeit (hier werden auch schon einmal Körperteile geopfert, um in den Besitz eines Schmuckstücks zu gelangen), um die armseligen Wohnverhältnisse und auch um brutale Kampfszenen geht.

Die Intrigen innerhalb der Kirche, ein äusserst sympathischer (wenn auch sehr wohlbeleibter) Papst, der von John Goodman hervorragend dargestellt wurde, unsympathische Widersacher, denen man schon von weitem ansieht, daß sie Böses im Schilde führen, etc. vermitteln einen Eindruck der damaligen Verhältnisse und Machtkämpfe.

Die Darstellerin der Johanna wirkt in manchen Szenen als überheblich, was aber mit der „intelligenten Darstellung“ einer überdurchschnittlich begabten Person zu tun haben mag.

Johannas Entscheidungen sind nicht immer nachvollziehbar, mögen aber mit ihrer Erziehung und dem damaligen doch allem Anschein nach weit verbreiteten extremen religiösen Fanatismus zu tun haben.

Das Ende ist insgesamt etwas zu kitschig geraten, – mehr sei aber hier nicht verraten.

Zum Schluss denkt man sich dann nur mehr: gut, daß wir in einer anderen Zeit leben! Vor allem für die Frauen hat sich doch vieles zum Besseren gewendet. Viele der dargestellten Themen sind jedoch zeitlos, und könnten sich durchaus auch in der heutigen Zeit unter etwas veränderten Rahmenbedingungen ereignet haben.

Was noch gefällt: die gewählte Ausdrucksweise. Es wird hier Wert auf eine gepflegte Sprache gelegt.

„Die Päpstin“ ist jedenfalls ein absolut sehenswerter Film, auch oder gerade weil er in Vielem polarisiert.